News

Diabetes-Subtypen haben unterschiedliche Risiken für Depressionssymptome und reduziertes Wohlbefinden

Diabetes-Subtypen unterscheiden sich auch bei Depressionssymptomen, gesundheitsbezogener Lebensqualität, Wohlbefinden und dem Empfinden der diabetesbezogenen Belastung. Darauf deuten Untersuchungen von DZD-Forschenden hin. Die Ergebnisse wurden in ‚The Lancet Diabetes & Endocrinology‘ veröffentlicht.
5 verschieden farbige Strichmännchen, zwei davon mit Rock. Darüber 4 graue Wolken, darunter steht: Diabetes-Subtypen beeinflussen Depressionssymptome.

© DZD

Die Erkrankung Diabetes mellitus ist sehr viel komplexer und variabler, als es die Einteilung in Typ-1- und Typ-2-Diabetes vermuten lässt. Forschende schlagen daher eine neue Klassifizierung des Diabetes vor: Die Einteilung in fünf Diabetes-Subtypen (siehe Tabelle). Diese bilden die Grundlage für eine präzisere Behandlung und Vorbeugung von Folgeerkrankungen. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Patientinnen und Patienten der einzelnen Subgruppen ein unterschiedlich hohes Risiko für Folgeekrankungen haben. Doch haben die Subtypen auch ein unterschiedlich hohes Risiko für Depressionssymptome, reduzierte Lebensqualität, reduziertes Wohlbefinden und diabetesbezogenen Stress?

Daten der Deutschen Diabetes-Studie (GDS) ausgewertet

Um den Zusammenhang zwischen den Diabetes-Subtypen und dem von Menschen mit Diabetes wahrgenommenen, selbstberichteten Gesundheitszustand (Patient-reported Outcomes) zu untersuchen, werteten Forschende des DZD-Partners Deutsches Diabetes-Zentrum die Daten von 1.391 Teilnehmenden der Deutschen Diabetes-Studie (German Diabetes Study, GDS) aus. Die GDS ist eine prospektive, multizentrische Beobachtungsstudie, die den Verlauf von Diabetes bei erwachsenen Menschen untersucht, bei denen die Erkrankung neu-diagnostiziert wurde (< 12 Monate). Neben einer Vielzahl an Untersuchungen füllen die Teilnehmenden der GDS während der Visiten auch validierte Fragebögen aus, unter anderem zum Wohlbefinden, zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität, zu Depressionssymptomen und zu diabetesbezogenen Belastungen (Diabetes Distress).

Unterschiede zwischen den Diabetes-Subtypen erkennbar

Die Untersuchung zeigte, dass sich die Teilnehmenden je nach Diabetes-Subtyp bereits im ersten Jahr nach der Diagnose hinsichtlich der depressiven Symptome, der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, des Wohlbefindens und der diabetesbezogenen Belastungen (Stress) unterscheiden.

So gaben Personen mit schwerem insulinresistenten Diabetes (SIRD) bei Studieneinschluss z.B. stärkere Depressionssymptome und eine niedrigere physische Lebensqualität an als Personen anderer Subtypen. Personen mit schwerem autoimmunen Diabetes (SAID) berichteten von stärkeren Depressionssymptomen und einer niedrigeren psychischen Lebensqualität als Personen mit mildem altersbedingten Diabetes (MARD).

Nach fünf Jahren hatten Personen mit SIRD nahezu dreimal bzw. zweimal häufiger klinisch relevante Depressionssymptome und ein geringeres Wohlbefinden als Personen mit MARD. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Zugehörigkeit zu einem Diabetes-Subtyp mit dem Risiko zukünftiger depressiver Symptome zusammenhängt“, erklärt DZD-Forscherin Prof. Dr. Dr. Andrea Icks, Direktorin des Instituts für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie am DDZ.


© DZD
 

Diabetes präziser behandeln

„Das DDZ trägt mit seiner Forschung wesentlich zur detaillierten Charakterisierung des Komplikationsrisikos in den Diabetes-Subtypen bei. Ziel der Präzisionsdiabetologie ist es, maßgeschneiderte Therapiekonzepte für Menschen mit Diabetes zu entwickeln und so zum einen den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen sowie zum anderen den betroffenen Personen auch eine bestmögliche Lebensqualität zu ermöglichen“, betont Prof. Dr. Michael Roden, Wissenschaftlicher Geschäftsführer und Sprecher des Vorstands des DDZ und Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf  (UKD) sowie Sprecher des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung.

 

Original-Publikation:
Sommer J, Borgmann SO, Gontscharuk V et al.:  Depression symptoms, wellbeing, health-related quality of life, and diabetes-related distress in novel subtypes of recent-onset diabetes in Germany: a 5-year observational follow-up study. Lancet Diabetes Endocrinol (2024).   DOI: 10.1016/S2213-8587(24)00234-1