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Großes Interesse am Zweiten Mitteldeutschen Diabetestag in Dresden

Den Zweiten Mitteldeutschen Diabetestag veranstaltete das DZD-Paul Langerhans Institut Dresden (PLID) des Helmholtz Zentrums München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden in Kooperation mit dem Selbsthilfeverband der an Diabetes erkrankten Menschen in den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (DDH-M LVMD) am 5. März. Ziel dieses Tages war es, ein Forum zu schaffen, in welchem Einblicke in die aktuelle Forschungstätigkeit am PLID ermöglicht werden und gleichzeitig die Möglichkeit zu bieten, Informationen über neue Therapie- und Präventionsstrategien zu erhalten.
Gruppenbild

v.l.n.r.: Dr. Hohenberger (DDH-M LVMD), Prof. Birkenfeld (PLID/UKD MK3), Dr. Speier (PLID), Prof. Solimena (PLID), Prof. Albrecht (UKD), Staatsministerin Dr. Stange (SMWK) und Prof. Bornstein (UKD MK3), PD Dr. Ludwig (PLID/UKD MK3). Quelle: PLID

Etwa 120 betroffene Diabetes-Patienten, Familienangehörige und weitere Interessierte nutzten diese Gelegenheit, um den am PLID forschenden Wissenschaftlern und Ärzten ihre Fragen zu Diabetesursachen, -prävention oder -therapie zu stellen, sich in der Industrieausstellung über die Weiterentwicklungen bei verschiedenen Medizinprodukten zu informieren oder sich im Infomobil des Landesverbandes NRW der Deutschen Diabetes-Hilfe den Blutzuckerspiegel messen zu lassen.

Nach den freudigen und erwartungsvollen Grußworten der beiden Organisatoren, Prof. Michele Solimena und Dr. Egon Hohenberger, sprach die Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst des Freistaates Sachsen, Dr. Eva-Maria Stange, über die alarmierende Diabetesprävalenz insbesondere in Sachsen und lobte das Engagement aller Beteiligten, sich diesem Trend entgegenzusetzen. Dies sei gerade jetzt von großer Wichtigkeit und der Forschungsstandort Dresden mit seinem ausgeprägten translationalen Anspruch würde dazu eine sehr gute Grundlage bieten. Weitere Grußworte kamen dann noch vom medizinischen Vorstand des Universitätsklinikums Prof. D. Michael Albrecht.

Inhaltlich gefüllt wurde der Zweite Mitteldeutsche Diabetestag durch Vorträge erfahrener PLID-Wissenschaftler, die sich mit Themen wie dem Verlust der Betazellfunktion und damit den Ursachen des Diabetes mellitus, mit Präventionsstrategien, aber auch aktuellen Therapieoptionen beschäftigten. So sprach Prof. Andreas Birkenfeld über die Entstehung des Diabetes mellitus und illustrierte anhand eingängiger Folien zum Beispiel, wie es zu einer Insulinresistenz kommt. Er zeigte, welche Rolle makro- und mikrovaskuläre Komplikationen spielen und erläuterte verschiedene therapeutische Ansätze, darunter auch die neuesten medikamentösen wie GLP1R-Agonisten oder SGLT2-Hemmer.

In ihrem Vortrag zeigte PD Dr. Barbara Ludwig sehr anschaulich, dass nicht nur die Aufnahme von Kohlenhydraten oder Fetten einen direkten Einfluss auf den Blutzuckerspiegel hat, sondern ebenfalls verschiedene endogene Hormone (z.B. Sexualhormone), der Biorhythmus, Emotionen und auch Stress bei der Blutzuckerregulation eine Rolle spielen. Darüber hinaus stellte sie verschiedene operative Möglichkeiten zur Diabetestherapie vor, die von der Transplantation ganzer Pankreata, über die Infusion aufgereinigter Betazellen aus Spenderorganen bis hin zur Entwicklung künstlicher Pankreata reichen.

Dr. Stephan Speier fokussierte sich in seinem Vortrag auf die funktionellen Einheiten der Insulinproduktion, die Betazellen der Langerhans´schen Inseln. Er zeigte, dass das Ziel der Forschung an Betazellen nicht nur die Verstärkung der Insulinausschüttung, sondern insbesondere der Schutz der Betazellen selber ist. Die in der regenerativen Medizin zur Wiederherstellung von verloren gegangenen Zellfunktionen dafür gerne verwendeten Stammzellen kamen zur Sprache und Dr. Speier machte klar deutlich, welches große therapeutische Potenzial in diesem Zelltyp steckt, es derzeit aber noch nicht für die Anwendung im Menschen in Frage kommt, da es nicht nur extrem langwierig und kostenintensiv ist, sondern auch noch die Gefahr einer potenziellen Tumorbildung gegeben ist.

Der letzte Vortrag von Prof. Peter Schwarz beschäftigte sich zunächst mit dem wirtschaftlichen Schaden, der bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes etwa achtmal so hoch ist wie der infolge der derzeitigen Wirtschaftskrise. Im Anschluss versuchte Prof. Schwarz die Anwesenden davon zu überzeugen sich körperlich mehr zu betätigen. Dafür reiche es auch mehr Schritte in seinem Alltag zu gehen, am besten 10.000 pro Tag. Denn chronisch Kranke bewegen sich viermal weniger als Gesunde und 1000 Extraschritte pro Tag reduzieren die den postprandialen Glukosespiegel um 1,5mmol/L, ein Wert vergleichbar mit dem der Wirkung einer Metformindosis. Darüber hinaus machte Prof. Schwarz klar, dass nicht das subkutane Fett, sondern das metabolisch aktive, viscerales Fett (insbesondere das hepatische Fett) die Insu-linwirkung verschlechtert und damit den Typ-2-Diabetes begünstigt.

Nach einem kleinem Imbiss im Foyer des Zentrums für Regenerative Therapien Dresden konnten alle Interessierten dann noch an Wokshops zu den Themen Basis-Bolus-Therapie mit dem Pen, CSII-Insulinpumpenbehandlung sowie Blutzuckermessung, Geräte, Fehlermöglichkeiten bei kontinuierlichen Glukosemesssystemen teilnehmen.