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Herausforderungen der Diabetesepidemie – Expertise des DZD gefragt

Diabetes ist auf dem Vormarsch. Am 25.11.2015 diskutierten hochrangige Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft im Deutschen Bundestag, wie man diese Entwicklung stoppen kann. An dem Fachgespräch der CDU/CSU-Bundestagsfraktion waren neben Gesundheitsminister Gröhe und Minister für Ernährung und Landwirtschaft Schmidt auch Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) beteiligt. Die Experten waren sich einig, dass Prävention und Forschung eine Schlüsselrolle spielen, um dieses Ziel zu erreichen.
Prof. Martin Hrabé de Angelis seitlich aufgenommen sprechend am Rednerpult

Prof. Martin Hrabé de Angelis.

„Wir brauchen noch mehr klare Anzeigen, was wirksam ist und wie wir bestmöglich die Ausbreitungszusammenhänge verstehen, um danach Präventionsmaßnahmen, Diagnostik und Therapie auszurichten“ betonte Bundesgesundheitsminister Herman Gröhe in seinem Impulsvortrag und wies darauf hin, dass mit der Bündelung von den besten Diabetesforschern aus Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinischer Forschung im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung ein wichtiger Schritt zur Erreichung dieser Ziele unternommen wurde.

Bedeutendes Zusammenspiel von Lebensstil und Genen
Welche Rolle die personalisierte Medizin in der Prävention des Diabetes einnimmt, erläuterte Prof. Martin Hrabě de Angelis, Sprecher und Mitglied des DZD-Vorstands sowie Direktor des Instituts für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum München. „Das DZD konnte zeigen, dass es Non-Responder und Responder für Lebensstilinterventionen gibt. Ungefähr 25 % reagieren nicht auf Lebensstilinterventionen“, sagte Hrabě de Angelis. Genau für diese Personen forscht das DZD an neuen Ansätzen. Daher wurden Studien initiiert, in denen diese Subgruppen weiter untersucht werden.
Spannende Einblicke gab Prof. Martin Hrabě de Angelis auch zum Thema Epigenetik: „Die Genetik selbst können wir nicht verändern, aber wir sehen aus Untersuchungen, dass wir sowohl vom Vater als auch von der Mutter Informationen mitbekommen, die an der DNA kleben. Diese Informationen können das Risiko für Übergewicht und Diabetes beeinflussen.“  Der Lebensstil der Eltern spielt schon vor der Schwangerschaft eine Rolle für die Nachkommen. Das könnte ein Teil der Erklärung für den epidemieartigen Anstieg des Diabetes sein.

Risikofaktor Schwangerschaftsdiabetes
Dass auch  der Schwangerschaftsdiabetes ein erhöhtes Diabetesrisiko für das Kind hat, erläuterte Prof. Baptist Gallwitz, DZD-Wissenschaftler am Universitätsklinikum Tübingen und Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Im DZD werden die verschiedenen Risikofaktoren für Diabetes eingehend untersucht und Gallwitz betont: „Wir brauchen weitere Studien, um gezielte und maßgeschneiderte Präventionsmöglichkeiten anzubieten“.

Herausforderung Ernährungsgewohnheiten
Ein weiterer Punkt, den die Forschung bei der Entwicklung individueller Präventionskonzepte berücksichtigen sollte, ist die veränderte Lebensweise in der heutigen Zeit. DZD-Wissenschaftler Prof. Hans Hauner, Vorsitzender der Deutschen Diabetes Stiftung München, wies darauf hin, dass sich die Ernährungsgewohnheiten auflösen: „Viele Menschen haben keine festen Essenzeiten mehr. Sie essen bei Gelegenheit spontan.“ Individuelle körperliche Voraussetzungen und persönliche Lebensumstände stehen beim Diabetesrisiko in einem engen Wechselspiel.

Diabetesforschung spielt auch in Zukunft eine große Rolle
MdB Gitta Connemann fasste in ihrem Schlusswort zusammen, dass die Diabetesforschung bereits heute ausjustiert und differenziert erfolgt und dieser Bereich weiter ausgebaut werden soll. „Wir sehen die Bedeutung der Volkskrankheit Diabetes für die Betroffenen und die Gesellschaft und wir suchen nach Lösungen“, sagte Connemann. Mit der Veranstaltung sollte hierfür ein Signal gesetzt werden. Die Podiumsdiskussion wurde von MdB Dietrich Monstadt, Berichterstatter für Diabetes und Adipositas im Ausschuss für Gesundheit des Deutschen Bundestages, initiiert und moderiert.

Video-Mitschnitt online
Einen Video-Mitschnitt können Sie unter https://www.youtube.com/watch?v=Lgzod9kqlwo ansehen.