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Individualisierte Diabetesprävention und Therapie: Wie können neue Studienergebnisse helfen?

Diabetesprävention ist Thema am Deutschen Zentrum für Diabetesforschung

Prof. Andreas Fritsche stellte die Prädiabetes Lebensstil-Interventionsstudie (PLIS) vor, die an den DZD-Standorten durchgeführt wird.

Diabetes und seine Folgeerkrankungen schränken die Lebensqualität der Patienten stark ein und stellen Ärzte und Gesundheitssystem gleichermaßen vor Herausforderungen. Zukunftsweisende Studien für individualisierte Präventions- und Therapiemaßnahmen stellten die Forscher des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) in einem Symposium auf der Diabetes Herbsttagung 2012 am 16. November in Berlin vor.
 
Welche Faktoren einen Diabetes mellitus im Einzelfall auslösen bzw. individuelle Patienten anfällig für bestimmte Folgeschäden machen, ist nur unzureichend bekannt. Daher steht die Entwicklung individualisierter Präventions- und Therapiestrategien im Fokus von drei multizentrischen klinischen Studien des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). „Das DZD erlaubt es uns jetzt, große klinische Studien durchzuführen, um die Effektivität unterschiedlicher Präventionsmaßnahmen in Abhängigkeit von Biomarkern und weiteren individuellen Faktoren zu untersuchen“, betonte Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Ulrich Häring, Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen (IDM) und Vorstandsmitglied im DZD, bei der Eröffnung des DZD Symposiums auf der diesjährigen Diabetes Herbstagung.
 
Individualisierte Diabetesprävention
 Den größten Nutzen zur Prävention des Typ-2-Diabetes bringt bekanntermaßen eine Lebensstilintervention. Aber nicht jeder Patient profitiert davon. Welche Subtypen auf welche Interventionsmaßnahmen ansprechen wird in der Prädiabetes Lebensstil-Interventionsstudie (PLIS) untersucht.
 Unter der Federführung des Tübinger Instituts IDM schließen alle DZD-Standorte Personen mit einem erhöhten Typ-2-Diabetesrisiko in die Studie ein. Nach einer umfangreichen Phänotypisierung nehmen die Studienteilnehmer an mehrjährigen unterschiedlichen Lebensstilprogrammen teil: Sie erhalten Ernährungsberatungen, ihre körperliche Aktivität wird mit Akzelerationsmessgeräten dokumentiert, und die Körperfettkompartimente werden mithilfe der Ganzkörper-Kernspintomografie erfasst. „Die Ergebnisse dieser Studie, bei der die Teilnahme von über 1000 Probanden geplant ist, sollen zu der Entwicklung individualisierter Präventionsmaßnahmen bei Diabetes mellitus führen“, so Prof. Dr. Andreas Fritsche vom IDM.
 
Gestationsdiabetes: Risikofaktoren und Prävention
 Sicherlich kann eine rechtzeitige Behandlung eines Gestationsdiabetes Komplikationen sowohl für die Mutter als auch den Fötus bzw. das Baby während der Schwangerschaft und der Geburt erfolgreich verhindern. Dr. Andreas Lechner von der Klinischen Kooperationsgruppe des Helmholtz Zentrum München betont in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit einer flächendeckenden Vorsorgeuntersuchung: „Das Entscheidende ist der Leitlinien gerechte Screeningtest für Gestationsdiabetes in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche, der in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen wurde und für alle Versicherten von der Krankenkasse bezahlt wird.“ Betroffene Mütter und Kinder haben ein vielfach erhöhtes Risiko im späteren Leben einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Der Frage nach Risikofaktoren und geeigneten Präventionsmaßnahmen will eine neue Studie des DZD, die bei den Partnerstandorten Tübingen, München und Düsseldorf durchgeführt wird, auf den Grund gehen. Sowohl Schwangere als auch Frauen, die bis vor maximal 10 Jahren einen Gestationsdiabetes hatten, können an dieser Studie teilnehmen.
 
Diabetesfolgeerkrankungen verhindern
 Neue Erkenntnisse zur Vorbeugung von schwerwiegenden Folgeerkrankungen eines unzureichend behandelten Diabetes erwarten sich die Wissenschaftler von der Deutschen Diabetes-Studie (DDS), die das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) in Düsseldorf initiiert hat und die nun an weiteren DZD-Studienzentren durchgeführt wird. „Wir wollen die Ursachen für die Heterogenität des Typ-1- und Typ-2-Diabetes besser verstehen, um unsere Patienten mit gezielten Therapien zu behandeln.“, beschreibt die Studienleiterin Dr. Bettina Nowotny vom DDZ ihr Ziel. Im Rahmen dieser Studie wird bei Patienten mit einem neu manifestierten Diabetes der Krankheitsverlauf beobachtet, um individuelle Risikoprofile zu ermitteln. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Einfluss einzelner Faktoren, wie dem Lebensstil, weiteren Begleiterkrankungen oder genetischen und metabolischen Parametern, auf die Entwicklung von Folgeschäden.
 
In Kooperation mit Wissenschaftlern aus den Bereichen Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie wird in allen drei Studien auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität untersucht, da diese für die Patienten von zentraler Bedeutung ist. Prof. Dr. Rolf Holle vom Helmholtz Zentrum München erläutert das nähere Vorgehen: „Wir erheben wichtige Parameter der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen, wie etwa Krankenhaus- und Arztbesuche sowie Medikamenteneinnahme, um neue Präventions- und Behandlungsstrategien auch aus ökonomischer Perspektive bewerten zu können.“ Darüber hinaus steht die Qualität der Versorgung von Personen mit Typ-2-Diabetes im Blickpunkt von Untersuchungen im DZD, so etwa im Hinblick auf zeitliche Trends und regionale Unterschiede und zur Auswirkung der Disease Management Programme.

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Symposium :
Individualisierte Diabetesprävention und Therapie,
 16. November 2012, 11:15-12:45; ICC-Lounge, Berlin
 6. Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft