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Neues zur Früherkennung und Therapie von Typ-1-Diabetes

Berlin – Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen. In Deutschland leben bis zu 24 000 Jungen und Mädchen mit der Diagnose. Die Neuerkrankungsrate nimmt stetig zu, und immer häufiger erkranken Kleinkinder an Diabetes. Wie unsere Jüngsten mit einem hohen Erkrankungsrisiko frühzeitig identifiziert und präventiv behandelt werden können, berichtete Prof. Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler, vom Helmholtz Zentrum München auf der 5. Herbsttagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft in Berlin. Das Helmholtz Zentrum München ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung: körpereigene Abwehrzellen zerstören Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die das lebenswichtige Hormon Insulin produzieren. Noch haben Forscher die Ursachen nicht vollständig klären können. Doch offenbar haben manche Jungen und Mädchen ein besonders hohes Risiko an Typ-1-Diabetes zu erkranken.

Risikoabschätzung für Typ-1-Diabetes

Um für diese Kinder wirksame frühzeitige Therapien entwickeln zu können, führen Wissenschaftler am Institut für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München eine Drei-Stufen-Diagnostik durch: Bereits zum Zeitpunkt der Geburt untersuchen sie das Erbgut der Kinder. „Das Nabelschnurblut lässt sich komplikationslos entnehmen und gibt bereits zu diesem frühen Zeitpunkt Auskunft über das Vorhandensein von Hochrisikogenen“, erläutert Institutsleiterin Professor Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler. Außerdem ermitteln die Ärzte, ob in der Verwandtschaft bereits Fälle von Diabetes aufgetreten sind. Als dritte Stufe schließlich untersuchen die Wissenschaftler, ob im Blut der nunmehr zweijährigen Kinder Antikörper gegen die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse vorhanden sind. „Bei einem Großteil der Kinder, die Diabetes entwickeln, treten bereits innerhalb der ersten beiden Lebensjahre Inselautoantikörper, als Zeichen einer Autoimmunreaktion gegen die körpereigenen Betazellen, auf“, erklärt Prof. Ziegler. Anhand dieser Ergebnisse können die Wissenschaftler abschätzen, wie hoch das Risiko für ein Kind ist, an Typ-1-Diabetes zu erkranken.

Studien zum Schutz vor Typ-1-Diabetes

Neue Therapiekonzepte sollen schließlich die Hochrisikokinder davor schützen, dass die Krankheit tatsächlich ausbricht. Ziel der seit 2008 laufenden Studie „Pre-POINT“ (Primary Oral Insulin Trial) etwa ist, mithilfe von täglich verabreichtem Insulinpulver den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern. Die Studie „INIT II“ (Intranasal Insulin Trial) versucht, mithilfe von Insulin – in diesem Fall durch diese Nase verabreicht – dem Krankheitsausbruch entgegenzuwirken. Bei Kindern, die bereits an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, soll die Teilnahme an der Interventionsstudie „CORDY“ (Cord Blood Study) die Blutzuckereinstellung erleichtern. Dabei erhalten die kleinen Probanden eine einmalige Transfusion von eigenem Nabelschnurblut.


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