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Reimplantation körpereigener Inselzellen an Dresdner Uniklinikum

Das am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden angesiedelte Zentrum für Inselzell-Transplantation hat das 43-jährige Opfer eines Arbeitsunfalls vor Diabetes bewahrt: Einem Ärzteteam ist es gelungen, insulinproduzierende Inselzellen aus der zerstörten Bauchspeicheldrüse des Patienten zu retten, aufzubereiten und in dessen Leber zu implantieren. Die Gruppe bestand aus Viszeralchirurgen und Diabetologen, die teils Mitglied im DZD sind.
Der Chirurg Prof. Robert Grützmann (links) und die Internistin Dr. Barbara Ludwig (rechts), DZD-Mitglied, mit ihrem Patienten Michael Schöne

Der Chirurg Prof. Robert Grützmann (links) und die Internistin Dr. Barbara Ludwig (rechts) mit ihrem Patienten Michael Schöne. Foto: Universitätsklinikum Dresden

Damit hat das interdisziplinäre Team das nur am Dresdner Uniklinikum vorhandene Know-how erstmals für eine Eigenspende von Inselzellen bei einer verletzten Bauchspeicheldrüse genutzt. In der Regel erhalten ausschließlich schwer erkrankte Diabetes-Patienten eine Bauchspeicheldrüse Verstorbener oder daraus gewonnener Inselzellen. Eine Transplantation kommt bei Diabetikern nur in Betracht, wenn sie unter einem extrem schwankenden Blutzuckerspiegel leiden.

 

Der 43-Jährige Patient ist nach einer ersten operativen Notversorgung am 7. Februar in einem Krankenhaus der Region noch am selben Abend ans Dresdner Uniklinikum verlegt worden, um die durch einen stumpfen Stoß zerrissene Bauchspeicheldrüse und verletzte Bauchgefäße zu behandeln. Doch der Bauchchirurg Prof. Robert Grützmann, konnte das Organ nicht komplett retten: Es war so nahe am Ausgang zum Darm durchtrennt, dass es nicht mehr zusammengefügt werden konnte. Der hintere Abschnitt der Bauchspeicheldrüse jedoch blieb unversehrt, sodass es sehr gute Chancen gab, die darin befindlichen Langerhansschen Inseln – die sogenannten Inselzellen, die Insulin produzieren – herauszulösen. 

 

Aufbereitung über Nacht

Prof. Grützmann schaltete noch während der Operation Dr. Barbara Ludwig von der Medizinischen Klinik III und Mitarbeiterin im DZD ein. Die Internistin und Diabetologin ist auf die Aufbereitung von Inselzellen spezialisiert und hat in den vergangenen Jahren entsprechende Transplantationen für rund 20 Patienten maßgeblich betreut. Dr. Ludwig übernahm den herausoperierten, intakten Abschnitt der Bauchspeicheldrüse. Noch in derselben Nacht wurden in einem komplexen Verfahren die Inselzellen aus der Drüse herausgelöst und für die Transplantation aufbereitet. Dr. Ludwig konnte aus dem Restpankreas rund 200.000 lebende, Insulin bildende Zellen isolieren – eine normale Bauchspeicheldrüse beherbergt etwa eine Million dieser Pankreas-Inseln. 

 

Am nächsten Morgen wurden die zu Inseln zusammengeballten Zellen – in dieser Form sind sie bis zu einem halben Millimeter groß und mit dem bloßen Auge erkennbar – dem Patienten in die Leber übertragen: Prof. Grützmann und Dr. Ludwig injizierten die Zellen in die die Leber zentral mit Blut versorgende Pfortader. Ähnlich einer Infusion schwemmte das OP-Team die Zellen innerhalb einer halben Stunde in das Organ ein. Inzwischen konnten die Klinikumsärzte nachweisen, dass der Patient wieder eigenes Insulin produziert – die Inselzellen haben sich offenbar in dem Organ angesiedelt.

 

Diabetologie in Dresden im Fokus

Grundlagenforschung wie auch Krankenversorgung in der Diabetologie sind in den vergangenen Jahren in Dresden stark vorangetrieben worden. Den Anfang machte der von der amerikanischen Elite-Universität Yale gekommene Prof. Michele Solimena, der den Bereich „Experimentelle Diabetologie“ etablierte und das Paul Langerhans Institut Dresden aufbaute und leitet, das zum Deutschen Zentrum für Diabetesforschung gehört. Auch die Medizinische Klinik III des Universitätsklinikums wird seit 2004 von einem international renommierten Diabetologen – Prof. Stefan Bornstein – geleitet. Hier bietet die Klinik den Betroffenen individuelle therapeutische Strategien und gehört bei der Behandlung des Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 sowie seiner Folgekrankheiten – etwa dem diabetischen Fußsyndrom, Gefäßerkrankungen und Nierenversagen – zu den führenden Zentren Europas. Auch in der Diabetes-Prävention ist das Uniklinikum zukunftsweisend. So verfügt die Medizinische Klinik und Poliklinik III über den europaweit ersten Lehrstuhl zur Prävention und Versorgung des Diabetes und bietet Menschen mit erhöhtem Diabetes-Risiko spezielle Programme und Behandlungen zur gezielten Früherkennung und einer möglichen Vermeidung der Krankheit.