Unser Gehirn ist an der Steuerung des Essverhaltens beteiligt. Bei Übergewichtigen geraten Regulationsmechanismen aus dem Gleichgewicht. Die Ursachen und Zusammenhänge werden derzeit erforscht. Erstmals untersuchten DZD-Wissenschaftler nun die Wirkung von Insulin auf einzelne Gehirnregionen.
Dazu verglichen sie Übergewichtige und Schlanke, denen Insulin als Nasenspray verabreicht wurde – so gelangt das Insulin direkt ins Gehirn. Dr. Stephanie Kullmann und Dr. Hubert Preißl fanden mit ihren Kollegen vom Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen heraus, dass zwei wichtige Gehirnregionen durch Insulin beeinflusst werden: Der sogenannte präfrontale Kortex (eine Region der Hirnrinde, die bei der Fällung von Entscheidungen eine Rolle spielt) und der Hypothalamus (der zu einem System im Gehirn gehört, das die Energiebilanz des Körpers steuert).
Nach Insulingabe verringerte sich der Blutfluss im Hypothalamus sowohl bei Schlanken als auch bei Übergewichtigen. Das Ausmaß der Änderung war jedoch bei Menschen mit höherem Fettgewebsanteil um die inneren Organe stärker. Im präfrontalen Kortex kam es nur bei Schlanken zu einer Verringerung des Blutflusses. Diese Teilnehmer verspürten eine Stunde nach der Insulingabe ein geringes Verlangen nach süßen Lebensmitteln.
Die Entdeckung von Mechanismen, die das Gehirn bei der Regulierung der Nahrungsaufnahme beeinflussen, könnte für die Entwicklung von Therapien gegen Übergewicht hilfreich sein. Da Übergewicht ein Risikofaktor für Diabetes ist, würde dies auch zur Vorbeugung von Diabetes beitragen.
Originalpublikation:
Kullmann S, Heni M, Veit R, Scheffler K, Machann J, Häring HU, Fritsche A, Preissl H. Selective Insulin Resistance in Homeostatic and Cognitive Control Brain Areas in Overweight and Obese Adults. doi: 10.2337/dc14-2319, Diabetes Care March 20, 2015
Link zur Fachpublikation:
http://care.diabetesjournals.org/content/early/2015/03/19/dc14-2319.long