Typ-1-Diabetes früh erkennen, gezielt behandeln oder gar vermeiden 

Typ-1-Diabetes (T1D) ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die körpereigene Immunabwehr die insulinproduzierenden Zellen zerstört. Meist tritt sie im Kindes- und Jugendalter auf. DZD-Forschende haben einen Test zur frühzeitigen Erkennung eines erhöhten Erkrankungsrisikos für Typ-1-Diabetes im Säuglingsalter entwickelt. Dieser Test ermöglicht betroffenen Familien, mit ihrem Kind an Präventionsstudien teilzunehmen. Derzeit wird unter anderem geprüft, ob durch eine Hyposensibilisierung mit oral verabreichtem Insulin der Ausbruch der Erkrankung verzögert oder gar vermieden werden kann. 

Autoimmunreaktionen sollen unterdrückt werden

Die genetische Veranlagung spielt eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Typ-1-Diabetes. Ein vom DZD-Partner Helmholtz Munich entwickelter genetischer Risiko-Score ermöglicht es, ein erhöhtes Erkrankungsrisiko bei Kindern zu identifizieren. Um den Ausbruch der Krankheit zu verhindern, arbeiten Forschende an Methoden, mit denen die Autoimmunreaktionen unterdrückt bzw. kontrolliert werden sollen. Durch die Gabe von Insulinpulver soll z.B. der Körper darauf trainiert werden, das eigene Insulin zu tolerieren – ein vielversprechender Ansatz, der derzeit in der POInT-Studie getestet wird.  Die SINT1A-Studie prüft, ob bei Kindern mit einem erhöhten Typ-1-Diabetes-Risiko durch die Verabreichung des Probiotikums B. infantis die Entstehung von Typ-1-Diabetes verhindert werden kann. 

Screening auf Autoantikörper kann Stoffwechselentgleisungen vermeiden

Bereits lange bevor klinische Symptome des Typ-1-Diabetes auftreten, lassen sich Insel-Autoantikörper im Blut nachweisen. Ein allgemeines Screening auf das Vorliegen dieser Autoantikörper bei Kindern ermöglicht es erstmals, den Typ-1-Diabetes frühzeitig und auf Bevölkerungsebene in präsymptomatischen Stadien zu diagnostizieren. Dieser innovative Ansatz wurde erfolgreich in der Fr1da-Studie angewendet und hat das Potenzial, gefährliche Stoffwechselentgleisungen bei Ausbruch der klinischen Erkrankung zu vermeiden.  

Verschiedene Subgruppen des Typ-1-Diabetes entdeckt

Diabetes bei Kindern und Jugendlichen ist keine einheitliche Erkrankung. DZD-Forschende konnten in einer Studie zehn Subgruppen von Diabetes bei Kindern und Jugendlichen identifizieren. Diese Subgruppen unterscheiden sich nicht nur durch Merkmale verschiedener Diabetesformen, sondern auch hinsichtlich ihrer Prognose. Die gewonnenen Erkenntnisse eröffnen neue Möglichkeiten für eine gezieltere und individuell angepasste Behandlung. 

Die Forschung im Bereich der Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes macht entscheidende Fortschritte hinsichtlich der Früherkennung und der frühen Behandlung. Dies trägt dazu bei,  die Lebensqualität von Menschen mit Typ-1-Diabetes zu verbessern und präventive Maßnahmen zu entwickeln.  

Publikationen

Ziegler AG, ..., Achenbach P; Fr1da Study Group. Yield of a Public Health Screening of Children for Islet Autoantibodies in Bavaria, Germany. JAMA. 2020 Jan 28;323(4):339-351. doi: 10.1001/jama.2019.21565. PMID: 31990315; PMCID: PMC6990943.

Assfalg R, ...,  Bonifacio E, Ziegler AG. Oral insulin immunotherapy in children at risk for type 1 diabetes in a randomised controlled trial. Diabetologia. 2021 May;64(5):1079-1092. doi: 10.1007/s00125-020-05376-1. Epub 2021 Jan 30. PMID: 33515070; PMCID: PMC8012335.