Deutsche Diabetes Gesellschaft ehrt Medizinerin des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung

Potsdam-Rehbrücke, 30.05.2014. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat am 29. Mai 2014 die herausragende Forschungsarbeit von Priv.-Doz. Dr. med. Natalia Rudovich vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) im Rahmen der DDG-Jahrestagung mit dem Menarini-Preis ausgezeichnet. Der zum 14. Mal von der BERLIN-CHEMIE AG gestiftete Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Die Anerkennung ist an Forschungsarbeiten geknüpft, die eine besondere Relevanz für die Diagnostik und Therapie des Diabetes mellitus haben.

In ihrer durch den Menarini-Preis geförderten Forschungsarbeit will Natalia Rudovich untersuchen, ob gewichts- oder ernährungsbedingte Änderungen des Insulinspiegels die Serumkonzentration des atrialen natriuretischen Peptids* (ANP) beeinflussen. Es handelt sich dabei um einen vom Herzen freigesetzten Botenstoff, der blutdrucksenkend wirkt.
Als Grundlage ihrer zukünftigen Arbeit wird die Medizinerin die Daten und Blutproben einer großen europäischen Ernährungsstudie (Diet, Obesity and Genes-Study**) nutzen.

Bereits im Jahr 2012*** deckte Rudovich einen bislang unbekannten molekularen Mechanismus auf, der erklären kann, warum krankhaftes Übergewicht (Adipositas) mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist. Wie sie zeigte, führen die bei krankhaftem Übergewicht oft erhöhten Insulinspiegel zu verminderten ANP-Spiegeln im Blut, da Insulin die Produktion von bestimmten ANP-Rezeptoren im Fettgewebe verstärkt. Das ANP bindet an diese besondere Art der Rezeptoren und wird von ihnen regelrecht „weggefischt“, so dass es seine schützende blutdrucksenkende Wirkung nicht mehr entfalten kann.

„Es besteht also ein direkter Zusammenhang zwischen dem Insulinspiegel, Übergewicht und dem Blutdruckregulator ANP“, sagt Natalia Rudovich.
Dies sei interessant, da in der Typ-2-Diabetes-Therapie auch neuartige Medikamente eingesetzt werden, welche den Blutzucker-Stoffwechsel über insulin-unabhängige Mechanismen steuern. Solche Medikamente hätten nach den vorliegenden Ergebnissen somit auch positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System.

Nun will Rudovich der Frage nachgehen, wie sich die ANP-Spiegel durch die Ernährung und/oder eine Gewichtsabnahme günstig beeinflussen lassen.
„Theoretisch müssten die ANP-Blutwerte nach einer Reduktionsdiät steigen“, sagt die Expertin. Danach könne geprüft werden, ob eine anschließende Ernährungsumstellung auf eine Kost mit niedrigem Glykämischen Index dazu führt, dass der hohe ANP-Spiegel erhalten bleibt oder sogar noch steigt.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden ein Licht auf die Frage werfen, wie eine Gewichtsabnahme bzw. unterschiedlich zusammengesetzte Diäten das menschliche ANP-System und damit auch den Verlauf einer Typ-2-Diabetes-Erkrankung günstig beeinflussen.

Zur Person:

Priv.-Doz. Dr. med. Natalia Rudovich ist Fachärztin für Innere Medizin mit Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie. Sie absolvierte ihr Medizinstudium an der I. P. Pavlov’s Medizinischen Universität St.
Petersburg und erhielt dort eine klinische Ordinatur für Endokrinologie.
Im Anschluss war sie zunächst Assistenzärztin an der Universitätsklinik Bochum und wechselte im November 2000 zu Prof. Dr. Andreas F. H.
Pfeiffer an die Charité-Universitätsmedizin Berlin. Seit Juni 2001 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Prof. Pfeiffer am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke.
2011 habilitierte sie im Fach Innere Medizin zur „Bedeutung der gastrointestinalen Hormone in der metabolischen Dysfunktion bei der Adipositas und adipositas-assoziierten Erkrankungen“. Rudovich erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den „Dieter-Klaus-Förderpreis für die Hochdruckforschung 2008“.

 

Hintergrundinformationen:

* Der Botenstoff ANP wird vom Herzen ausgeschüttet, sobald die Zellen der rechten Herzvorhofwand aufgrund eines zu hohen Blutvolumens gedehnt werden. Das Peptidhormon hemmt das Durstgefühl, wirkt entspannend auf die glatte Muskulatur der Gefäße und führt gleichzeitig dazu, dass verstärkt Harn ausgeschieden wird. Über alle drei Mechanismen trägt das ANP somit dazu bei, das Blutvolumen und damit den Blutdruck zu senken und schützt auf diese Weise vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

** Diet, Obesity and Genes-Study: Insgesamt nahmen 772 europäische Familien mit 938 übergewichtigen Erwachsenen und 827 Kindern teil, wobei ein Teil der Studienteilnehmer am DIfE untersucht wurde. Zu Beginn der Diogenes-Studie mussten die übergewichtigen, erwachsenen Teilnehmer mit Hilfe einer achtwöchigen Reduktionsdiät (800 kcal/Tag) zunächst abnehmen. Von den 938 Studienteilnehmern beendeten 773 diese Gewichtsreduktionsphase. Durchschnittlich verloren die Teilnehmer dabei etwa 11 Kilogramm Körpergewicht. Im folgenden Interventionsteil der Studie musste dann die gesamte Familie eine von fünf vorgegebenen Diäten für einen Zeitraum von sechs Monaten einhalten, die per Zufallsprinzip ausgewählt wurde.

Zur Auswahl standen:
1. eine Kost mit erhöhtem Eiweißanteil (25 Prozent) und niedrigem Glykämischen Index, 2. eine Kost mit erhöhtem Eiweißanteil und hohem Glykämischen Index, 3. eine Kost mit normalem Eiweißanteil (13 Prozent) und niedrigem Glykämischen Index, 4. eine Kost mit normalem Eiweißanteil und hohem Glykämischen Index.

Bei der fünften Diät handelte es sich um eine „Kontroll-Diät“, die sich an den bestehenden Ernährungsempfehlungen orientierte. Während der Studie unterstützten und berieten Ernährungswissenschaftler die Familien. Zudem sammelten die Forscher Blut- und Urinproben der Studienteilnehmer.
Kohlenhydrate zählen zu den Grundnährstoffen. Zu ihnen gehören alle
Zucker- und Stärkearten und die meisten Ballaststoffe. Die Aufnahme von Kohlenhydraten erhöht vorübergehend den Blutzuckerspiegel. Besonders Traubenzucker oder Lebensmittel wie Weißbrot lassen den Blutzuckerspiegel rasch ansteigen. Ein Maß für die Blutzuckererhöhung, die durch ein Nahrungsmittel ausgelöst wird, ist der Glykämische Index (GI).

*** Lit.:O. Pivovarova et al.; Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism (2012); DOI: 10.1210/jc.2011-2839; http://jcem.endojournals.org/content/early/2012/03/09/jc.2011-2839.full.pdf+html).

Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsbedingter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln.
Forschungsschwerpunkte sind dabei Adipositas (Fettsucht), Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Näheres unter http://www.dife.de.
Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Näheres unter http://www.dzd-ev.de.

Die Leibniz-Gemeinschaft vereint 89 Einrichtungen, die anwendungsbezogene Grundlagenforschung betreiben und wissenschaftliche Infrastruktur bereitstellen. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Einrichtungen rund 17.200 Menschen – darunter 8.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – bei einem Jahresetat von insgesamt knapp 1,5 Milliarden Euro. Die Leibniz-Gemeinschaft zeichnet sich durch die Vielfalt der in den Einrichtungen bearbeiteten Themen und Disziplinen aus. Die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft bewahren und erforschen das natürliche und kulturelle Erbe. Darüber hinaus sind sie Schaufenster der Forschung, Orte des Lernens und der Faszination für die Wissenschaft. Näheres unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.


Kontakt:

Dr. Natalia Rudovich
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) Abteilung Klinische Ernährung Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel.: +49 (0)33200 88-2789
E-Mail: rudovichnoSp@m@dife.de

Pressekontakt:

Dr. Gisela Olias
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) Arthur-Scheunert-Allee 114-116
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E-Mail: oliasnoSp@m@dife.de
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http://www.dife.de

 

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