Diabetes: doppelt hilft besser

Neuherberg, 04.08.2014. Metformin* und SGLT2-Hemmer** zusammen senken den Blutzucker deutlich effektiver als die jeweiligen Wirkstoffe alleine. Dies liegt an einem synergistischen Wirkmechanismus, berichten Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München, Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung, im Fachjournal ‚Diabetes‘.

Verschiedene Wirkstoffe oraler Antidiabetika werden in der Diabetestherapie häufig kombiniert, um den Blutzucker wirksam zu senken. Ein neues, vielversprechendes Medikamenten-Duo sind Metformin und die erst 2012 zugelassenen SGLT2-Hemmer. Wie die beiden Substanzen sich verstärken, haben nun Wissenschaftler um Dr. Susanne Neschen und Prof. Dr. Martin Hrabě de Angelis vom Helmholtz Zentrum München in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Arzneimittelhersteller Sanofi Aventis herausgefunden.

Medikamentöse Kettenreaktion
SGLT2-Hemmer fördern die Zuckerausscheidung über den Harn und senken so den Blutzucker. Der Körper reagiert darauf jedoch damit, dass die Leber selbst mehr Zucker herstellt. Genau hier greift Metformin an: es bremst die körpereigene Zuckerproduktion. Durch das Zusammenspiel  beider Substanzen sinkt der Blutzucker effektiv und langanhaltend – und das in größerem Ausmaß als durch die jeweiligen einzeln verabreichten Wirkstoffe.

„Kombination effektiv und nebenwirkungsarm“
„Die Medikamentenkombination senkt den Blutzucker effektiv, insbesondere auch die Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten. Der Langzeitblutzuckerwert HbA1c verbesserte sich bei diabetischen Mäusen durch die Doppel-Therapie innerhalb von nur zwei Wochen“, sagt Erstautorin Neschen. „Das Duo stellt daher eine effektive Behandlungsstrategie des Typ-2-Diabetes dar und ist noch dazu nebenwirkungsarm“, ergänzt Hrabě de Angelis.
Die Stoffwechselerkrankung Typ-2-Diabetes betrifft in Deutschland rund 6 Millionen Menschen und breitet sich stetig aus. Neue Ansätze für Prävention, Diagnose und Therapie der großen Volkskrankheiten zu entwickeln, steht im Fokus der Forschung am Helmholtz Zentrum München.

Weitere Informationen

*Metformin: das am häufigsten eingesetzte orale Antidiabetikum gehört zur Gruppe der Biguanide. Metformin steigert die Insulinempfindlichkeit der Zellen, insbesondere in Leber und Muskeln, sodass mehr Zucker aus dem Blut aufgenommen wird. Darüber hinaus hemmt es die Zuckerproduktion in der Leber.

**SGLT2-Hemmer: die Substanzen blockieren den Sodium-Glucose-Transporter 2 und hemmen so die Wiederaufnahme von in den Nieren filtriertem Zucker. Dadurch wird vermehrt Zucker über den Harn ausgeschieden.


Original-Publikation:
Neschen, S. et al (2014). Metformin supports the antidiabetic effect of a sodium glucose cotransporter 2 (SGLT2) inhibitor by suppressing endogenous glucose production in diabetic mice, Diabetes, doi: 10.2337/db14-0393

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Fachlicher Ansprechpartner
Dr. Susanne Neschen, Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Experimentelle Genetik, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg - Tel.: 089-3187-4081 -