Typ-2-Diabetes: erhöhtes Risiko bei unspezifischem Beschwerdekomplex

Neuherberg, 01.12.2014. Menschen, die unter einer Vielzahl unspezifischer körperlicher Beschwerden leiden, haben ein erhöhtes Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Der Beschwerdekomplex ist dabei ein unabhängiger Risikofaktor und nicht mit den klassischen Diabetes-Risikofaktoren assoziiert, berichten Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München im Fachjournal ‚BMC Endocrine Disorders‘.

Unspezifische körperliche Symptome sind häufig erste Anzeichen einer chronischen Erkrankung. Dazu zählen Zeichen einer vitalen Erschöpfung, wie Müdigkeit, Muskelschwäche, Gelenk- und Gliederschmerzen, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen. Meist treten sie als Beschwerdekomplex auf, der bereits als ein frühes Warnzeichen für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße (koronare Herzerkrankung) gilt. Der Zusammenhang unspezifischer Beschwerden mit Diabetes war bislang unklar.

Symptomkomplex erhöht Diabetesrisiko
Das Team um Jens Baumert und Karl-Heinz Ladwig von der AG Mental Health des Instituts für Epidemiologie II am Helmholtz Zentrum München wertete in Zusammenarbeit mit Johannes Kruse von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Gießen und Marburg und Kollegen der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der TU München dazu bevölkerungsbasierte Daten von etwa 10.000 Teilnehmern der MONICA/KORA*-Kohortenstudie aus. Unspezifische körperliche Beschwerden wurden anhand eines Score-Systems** erfasst. Pro Score-Wert stieg das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um zwei Prozent an. Diese Risikoerhöhung war unabhängig von klassischen Diabetes-Risikofaktoren, wie Übergewicht, Bluthochdruck oder Rauchen.

Unabhängiger Risikofaktor für die Früherkennung von Diabetes
„Unsere Ergebnisse zeigen eine deutliche Risikoerhöhung für Typ-2-Diabetes, wenn ein unspezifischer Symptomkomplex vorliegt“, sagt Erstautor Baumert. „Daher sollten solche Symptommuster als mögliche Warnzeichen  in der Früherkennung dieser Stoffwechselerkrankung berücksichtigt werden.“
Ziel des Helmholtz Zentrums München, Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD), ist es, neue Ansätze für Diagnose, Therapie und Prävention der großen Volkskrankheiten, wie Diabetes mellitus, zu entwickeln.

 


Weitere Informationen

* Die Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA) untersucht seit über 20 Jahren die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg. Ziel ist es, die Auswirkungen von Umweltfaktoren, Verhalten und Genen zu verstehen. Kernthemen der KORA-Studien sind Fragen zu Entstehung und Verlauf von chronischen Erkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Diabetes mellitus. Hierzu werden Risikofaktoren aus dem Bereich des Gesundheitsverhaltens (u.a. Rauchen, Ernährung, Bewegung), der Umweltfaktoren (u.a. Luftverschmutzung, Lärm) und der Genetik erforscht. Aus Sicht der Versorgungsforschung werden Fragen der Inanspruchnahme und Kosten der Gesundheitsversorgung untersucht. www.helmholtz-muenchen.de/kora

** Somatic Symptom Scale-8

Original-Publikation:
Baumert, J. et al. (2014), A pattern of unspecific somatic symptoms as long-term premonitory signs of type 2 diabetes: findings from the population-based MONICA/KORA cohort study, 1984-2009, BMC Endocrine Disorders, doi:10.1186/1472-6823-14-87

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Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.200 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören. Das Helmholtz Zentrum München ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e.V.

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Mitglieder des Verbunds sind das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, die Paul Langerhans Institute des Carl Gustav Carus Universitätsklinikums Dresden und der Eberhard-Karls-Universität Tübingen sowie die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V. und die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz Antworten auf offene Fragen in der Diabetesforschung zu finden und einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung von Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten.

Das Institut für Epidemiologie II (EPI II) erforscht die Zusammenhänge von Umwelt, Lebensstil und Genetik bei der Entstehung von Diabetes, Erkrankungen des Herzens und der Erhaltung der Gesundheit im Alter. Die Forschung stützt sich auf die einzigartigen bevölkerungsbasierten KORA-Ressourcen (Kohorte, Herzinfarktregister, Aerosol-Messstation). Folgestudien innerhalb der Kohorte ermöglichen die Untersuchung von Frühformen und Komplikationen ausgewählter chronischer Erkrankungen und deren Verbreitung in der Bevölkerung.
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Fachlicher Ansprechpartner
Prof. Karl-Heinz Ladwig, Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Epidemiologie II, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg - Tel.: 089-3187-3623 -