Düsseldorf, 13.03.2017

Gesetzliche Krankenversicherung: Zehn Prozent der Gesamtausgaben für die Versorgung von Menschen mit Typ-2-Diabetes

Düsseldorf, 13.03.2017. Die Diskussionen der Akteure im deutschen Gesundheitssystem über Kosten, Herausforderungen und die Zukunft sind allgegenwärtig. Forscherinnen und Forscher am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) in Düsseldorf haben nun herausgefunden, dass im Jahr 2009 und 2010 für die Versorgung von Menschen mit Typ-2-Diabetes einer von zehn Euro ausgegeben wurde. Dies entspricht Kosten in Höhe von 16,1 Milliarden Euro pro Jahr.

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Diabetic Medicine" veröffentlichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DDZ ihre Studie über die Entwicklung von Kosten der gesetzlich krankenversicherten Personen in Deutschland mit und ohne Diabetes in den Jahren 2009 und 2010. Die Kosten der Versicherten wurden unter Einbezug der deutschen Bevölkerungspyramide des Jahres 2010 alters- und geschlechtsstandardisiert verglichen. Die Auswertung ergab, dass sich die mittleren jährlichen Pro-Kopf-Kosten eines Menschen mit Typ-2-Diabetes auf 4.957 Euro in 2009 und 5.146 Euro in 2010 beliefen. Die Gesamtkosten für die Behandlung eines Versicherten mit Typ-2-Diabetes waren alters-und geschlechtsstandardisiert in 2009 und 2010 um das 1,7-fache gegenüber den Kosten eines Versicherten ohne Diabetes erhöht.

„Die größten Unterschiede zeigten sich in unserer Studie in Bezug auf die Arzneimittel- und Krankenhauskosten“, erklärt PD Dr. Wolfgang Rathmann, Stellvertretender Direktor des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am Deutschen Diabetes-Zentrum und Mitglied im Research Coordination Board des Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD). So seien die Kosten für Arzneimittel im Verhältnis bei Menschen mit Typ-2-Diabetes um das 2,2-fache höher und bei Krankenhausbehandlungen um das 1,8-fache, ergänzt Rathmann. Insgesamt entfallen in den beiden Vergleichsjahren zehn Prozent der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung auf die Versorgung von Menschen mit Typ-2-Diabetes.

Für die Berechnungen wurde eine repräsentative Stichprobe (6,8 Prozent) aller in Deutschland gesetzlich krankenversicherten Personen herangezogen (4,3 Millionen gesetzlich Versicherte). Ausgewertet wurden die alters- und geschlechtsspezifischen Kosten pro Kopf, die bei gesetzlich Versicherten mit Typ-2-Diabetes und bei Versicherten ohne Diabetes in den Jahren 2009 und 2010 angefallen sind. Die betrachteten Kosten beinhalten die Leistungsausgaben für Ärzte, Zahnärzte, Arzneimittel, Krankenhäuser, Krankengelder und sonstige Leistungsausgaben (unter anderem Heil- und Hilfsmittel, Aufwendungen für Leistungen im Ausland, Prävention und Selbsthilfe). Ermöglicht wurde die Auswertung durch die im Jahr 2011 neu definierten Vorschriften für die Datentransparenz. In diesen ist festgelegt, dass Routineversorgungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherung dem Deutschen Institut für Dokumentation und Information (DIMDI) übermittelt und für Versorgungsanalysen genutzt werden dürfen. Bisher wurden Krankheitskostenanalysen vorwiegend auf Basis von Routinedaten einzelner großer Krankenkassen oder Studien durchgeführt.

Diese Arbeit wird unter anderem durch das Bundesgesundheitsministerium, das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V.) gefördert.

Originalpublikation:
E. Jacobs, A. Hoyer, R. Brinks, A. Icks, O. Kuß and W. Rathmann, Healthcare costs of Type 2 diabetes in Germany, DIABETIC Medicine 2017, 9. März 2017. onlinelibrary.wiley.com/journal/10.1111/(ISSN)1464-5491


Diabetes erforschen - Menschen helfen: Das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) versteht sich als deutsches Referenzzentrum zum Krankheitsbild Diabetes. Ziel ist es, einen Beitrag zur Verbesserung von Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Gleichzeitig soll die epidemiologische Datenlage in Deutschland verbessert werden. Federführend leitet das DDZ die multizentrisch aufgebaute Deutsche Diabetes-Studie. Es ist Ansprechpartner für alle Akteure im Gesundheitswesen, bereitet wissenschaftliche Informationen zum Diabetes mellitus auf und stellt sie der Öffentlichkeit zur Verfügung. Das DDZ gehört der „Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz“ (WGL) an und ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD e.V.). Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.ddz.uni-duesseldorf.de

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. Weitere Informationen: www.dzd-ev.de

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 91 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.600 Personen, darunter 9.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,7 Milliarden Euro. www.leibniz-gemeinschaft.de

Pressekontakt:
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V. (DZD)
Birgit Niesing
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Geschäftsstelle am Helmholtz Zentrum München
Ingolstädter Landstr. 1
85764 Neuherberg
Telefon: 49 (0)89 3187-3971
E-Mail:

Pressekontakt

Birgit Niesing


+49 (0)89 3187-3971