Risiko für Typ-1-Diabetes sinkt nach den ersten Lebensjahren

An Age-Related Exponential Decline in the Risk of Multiple Islet Autoantibody Seroconversion During Childhood. Diabetes Care, 2021

Quelle: Helmholtz Zentrum München

Das Risiko, die Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes zu entwickeln, ist in den ersten Lebensjahren am höchsten und nimmt mit dem Alter exponentiell ab. Das ist das Ergebnisse einer aktuellen Auswertung der TEDDY-Studie, die jetzt in Diabetes Care erschienen ist. Die neuen Erkenntnisse können auch das Screening auf präsymptomatischen Typ-1-Diabetes verbessern. 

Bereits Jahre vor der klinischen Manifestation der Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes (T1D) sind im Blut der Betroffenen Antikörper (Insel-Autoantikörper) nachweisbar, die sich gegen die insulinproduzierenden Betazellen in den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse oder gegen das Hormon Insulin richten. Die aktuelle Auswertung der TEDDY-Daten überprüfte, wie sich mit zunehmendem Alter das Risiko verändert, Typ-1-Diabetes zu entwickeln. Dazu analysierten die Forschenden 8.556 genetisch gefährdete Kinder prospektiv in 3- bis 6-monatigen Abständen ab der Geburt auf die Entwicklung von verschiedener Insel-Autoantikörpern und T1D.  

Dabei zeigte sich, dass das 5-Jahres-Risiko, multiple Insel-Autoantikörper zu entwickeln, im Alter von 7,5 Monaten 4,3 Prozent betrug. Bereits ab einem Alter von etwas mehr als sechs Jahren sank es auf 1,1 Prozent. Die Autoren der Studie schlussfolgern daher, dass das Risiko, eine Inselautoimmunität zu entwickeln, mit dem Alter exponentiell abnimmt und dass der Einfluss der wichtigsten genetischen Faktoren auf die ersten Lebensjahre beschränkt ist. 

Die neuen Erkenntnisse können auch helfen, das Screening auf präsymptomatischen Typ-1-Diabetes zu verbessern. Die Untersuchung zeigte, dass eine 2-fache Testung auf Insel-Autoantikörper - erstmalig im Alter von zwei Jahren und dann erneut im Alter von 5-7 Jahren - die höchste Sensitivität hatte und sich damit die meisten Kinder aufspüren ließen, die ein Frühstadium des Typ-1-Diabetes entwickelt hatten.  

Nach Ansicht der Autorinnen und Autoren ist die große Anzahl an robusten Daten, die in der TEDDY-Studie erhoben wurden, eine Stärke der aktuellen Auswertung. Es gelte jedoch zu bedenken, dass alle TEDDY-Kinder eine bestimmte genetische Konstellation haben, die als Einschlusskriterium für die TEDDY-Studie festgelegt wurde. Daher entspricht die Studienpopulation nicht ganz der allgemeinen Bevölkerung.  

Original-Publikation: 
Bonifacio, E. et al.: An age-related exponential decline in the risk of multiple islet autoantibody seroconversion during childhood. DOI:  https://doi.org/10.2337/dc20-2122 

*Über die TEDDY-Studie 
The Environmental Determinants of Diabetes in the Young, kurz TEDDY-Studie, ist ein internationales Forschungsprojekt (USA, Finnland, Deutschland und Schweden), welches die möglichen Risikofaktoren für die Entstehung von Typ-1-Diabetes untersucht. In die Studie wurden mehr als 8.600 Neugeborene mit einem erhöhten genetischen Risiko für T1D aufgenommen und bis ins Teenageralter engmaschig beobachtet. Die große Mehrheit der teilnehmenden Kinder (89 Prozent) hatte keine nahen Verwandten mit Typ-1-Diabetes. 
https://teddy.epi.usf.edu