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DZD-Wissenschaftler Andreas Fritsche neuer Präsident der DDG

Prof. Dr. Andreas Fritsche vom DZD-Partner Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen von Helmholtz Munich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen (IDM) ist für die kommenden zwei Jahre Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Er wurde heute auf dem DDG Diabetes Kongress in Berlin in dieses Amt gewählt. Neue Vize-Präsidentin ist die DZD-Wissenschaftlerin Prof. Dr. Julia Szendrödi.

Prof. Dr. Andreas Fritsche © Michael Haggenmüller - Photographie

Der Diabetologe Fritsche ist stellvertretender Leiter des IDM, Leiter der Abteilung Prävention und Therapie des Diabetes mellitus sowie Leiter der Diabetestherapiestation und Diabetesambulanz an der Universität Tübingen. In seiner Amtszeit möchte er das Augenmerk besonders auf die aktuelle Krankenhausreform sowie die damit einhergehenden Herausforderungen in der Diabetologie legen. Wichtig sind ihm darüber hinaus der Kampf gegen öffentliche und politische Stigmatisierung von Menschen mit Diabetes sowie finanzielle Anreize für die sprechende Medizin. Fritsche folgt Professor Dr. med. Andreas Neu, der nun das Amt des Past-Präsidenten innehat. Zur Vizepräsidentin der DDG hat die Mitgliederversammlung Professorin Dr. med. Julia Szendrödi, Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie am Universitätsklinikum Heidelberg, neu in den Vorstand gewählt.

Die neue Präsidentschaft der DDG wird durch eine sehr turbulente Zeit in der Gesundheitspolitik geprägt sein: „Die Krankenhausstrukturreform wird uns in den kommenden Jahren begleiten und hoffentlich zu nachhaltigen positiven Veränderungen führen, die zwingend nötig sind“, so der neue DDG-Präsident Professor Dr. med. Andreas Fritsche. „Da Diabetes mit etwa acht Millionen Betroffenen – Tendenz steigend – in Deutschland eine Volkskrankheit ist, muss dies in den politischen Entscheidungen gut abgebildet werden.“ Wichtig wäre deshalb, eine qualifizierte, zertifizierte und stufengerechte Diabetesbehandlung auf allen Versorgungsebenen zu etablieren. Dafür sollten Einrichtungen adäquate finanzielle Anreize erhalten. Das sind Ziele, die die DDG in den kommenden zwei Jahren auf ihrer Agenda haben wird.

„Wir brauchen eine Investition in Menschen und Menschlichkeit“
Besonders wichtig ist Fritsche zudem, dass vulnerable Gruppen – also Kinder und multimorbide ältere Menschen mit einem Diabetes – kostendeckend eine besondere Pflege und zeitintensive ärztliche Betreuung erhalten. Voraussetzung dafür sei auch, Vorurteile gegenüber der Stoffwechselerkrankung sowohl in der Bevölkerung als auch in der Politik abzubauen, so der Diabetologe. „Nicht nur in der Öffentlichkeit herrscht oft ein stereotypes, diskriminierendes Bild des übergewichtigen, trägen Menschen mit Typ-2-Diabetes vor. Auch in der Politik bemerken wir häufig eine Simplifizierung der Erkrankung und das Klischee `des Diabetikers´“, bedauert Fritsche. Es sei anzunehmen, dass dies auch ein Grund dafür sei, dass häufig falsche gesundheitspolitische Entscheidungen getroffen werden, die eine präzise Prävention und Behandlung des Diabetes verhindern.

Darüber hinaus sei die sprechende Medizin in der Diabetologie unerlässlich, um Patientinnen und Patienten eine nachhaltige und effiziente Diabetestherapie zu gewährleisten. „Insbesondere bei chronisch Erkrankten ist es für den Behandlungserfolg ausschlaggebend, sich intensiv mit ihnen auseinanderzusetzen, gemeinsam in die individuelle Lebenssituation passende und umsetzbare Therapiestrategien einzuarbeiten und diese dann in einem engen Follow-up zu überprüfen. Unsere Erfahrung ist: je enger das Arzt-Patienten-Verhältnis, desto besser der therapeutische Outcome“, erklärt Fritsche. „Wir müssen sprechende Medizin honorieren und in sie genauso investieren wie beispielsweise in Gentechnik, Digitalisierung oder mRNA-Therapie. Dies wäre eine Investition in Menschen und Menschlichkeit.“ Fritsche sieht in der Krankenhausstrukturreform und den Ambitionen, das Prozeduren-getriebene DRG-Vergütungssystem auf den Prüfstand zu stellen, eine große Chance, auch hier Verbesserungen in der Diabetesversorgung zu schaffen. Auch dies möchte er in seiner Präsidentschaft fokussieren.

Weitere Zuständigkeiten


Prof. Dr. Julia Szendrödi. © DZD

In der heutigen DDG Mitgliederversammlung wurden neu in den Vorstand gewählt: Professorin Dr. med. Julia Szendrödi aus Heidelberg, die das Amt der Vizepräsidentin übernimmt, Professor Dr. med. Karsten Müssig aus Georgsmarienhütte als Präsident für die Herbsttagung 2025, Professor Dr. med. Jochen Seufert aus Freiburg als neuer Schatzmeister sowie Professor Dr. med. Martin Heni aus Ulm als Kongresspräsident 2025.

Professor Dr. med. Baptist Gallwitz übernimmt weiterhin das Amt des Pressesprechers, als Niedergelassene und Vertreter des BVND sind weiter Dr. med. Dorothea Reichert und Dr. Tobias Wiesner im Vorstand. Past-Präsident ist nun Professor Dr. med. Andreas Neu aus Tübingen. Dessen erfolgreiche Arbeit für die DDG, und insbesondere für die Kinder mit Diabetes, wird so kontinuierlich fortgesetzt.

 

Personalie:
Professor Andreas Fritsche erwarb 1998 den Facharzt für Innere Medizin. Er spezialisierte sich auf die Diabetologie und erlangte 2000 die Zusatzqualifikation „Diabetologe DDG“. Im Jahre 2006 wurde er auf die W3 Professur „Ernährungsmedizin und Prävention“ an der Universität Tübingen berufen. Seit 2011 ist er stellvertretender Leiter des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz-Zentrums München, Leiter der Abteilung Prävention und Therapie des Diabetes mellitus. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten gehören klinische Studien zur Praxis der Diabetestherapie sowie zur Pathophysiologie und Prävention des Typ 2 Diabetes.

Fritsche ist seit 1996 Mitglied in der DDG. Seit 2008 gehört er dem Ausschuss Pharmakotherapie der DDG an und von 2019 bis 2022 war er Sprecher der DDG Kommission Epidemiologie & Versorgungsforschung. Von 2009 bis 2014 war er Vorstandsmitglied und Pressesprecher der DDG.