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Junge Talente und renommierte Diabetesforscher im Austausch

Internationale Diabetes-Experten informierten bei der DZD Diabetes Research School des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) im Oktober 2021 mehr als 250 Nachwuchswissenschaftler online über die neuesten Entwicklungen in der Diabetesforschung.

Wie schon in 2020 fand auch die diesjährige DZD Diabetes Research School online statt. © DZD

Die internationale DZD Diabetes Research School (DRS) richtet sich an Doktoranden und Postdocs aus den Naturwissenschaften sowie an wissenschaftlich tätige Mediziner auf dem Gebiet der Diabetesforschung. Sechs Keynote-Speaker aus der Diabetesforschung informierten über aktuelle Forschungsthemen - von Mechanismen der epigenetischen Vererbung von Stoffwechselerkrankungen bis hin zu gezielteren Diabetes-Therapien durch die Identifizierung von Diabetes-Subtypen sowie Lifestyle-Interventionen. In diesem Jahr wurde die DRS als Online-Seminarreihe an drei Nachmittagen vom 7. bis 14. Oktober 2021 abgehalten. Der Schwerpunkt lag auf Aspekten der translationalen Forschung: In jeder Sitzung wurde das Thema durch Präsentationen von zwei Referenten aus der Grundlagen- bzw. der klinischen Forschung beleuchtet.

Epigenetische Vererbung von Stoffwechselkrankheiten
Valérie Grandjean von der Université Côte d'Azur (FR) berichtete über lebensstilbedingte epigenetische Veränderungen im Mausmodell, die an die nächste Generation vererbt werden und somit das Risiko für ernährungsbedingte Stoffwechselkrankheiten erhöhen. Eine wichtige Erkenntnis aus dem Vortrag ist, dass "du bist, was dein Vater gegessen hat". Klaus Kästner von der University of Pennsylvania (USA) präsentierte Daten vom Menschen, die zeigen, dass bei vielen Menschen die Insulinproduzenten mit dem Alter weniger aktiv werden. Dies ist auch auf Veränderungen im zellulären Epigenom zurückzuführen.

Auf dem Weg zur Präzisionsmedizin für Diabetes
Miriam Udler (Harvard Medical School, USA) und Paul Franks (Novo Nordisk Foundation, DK) skizzierten die Zukunftsaussichten der Präzisionsmedizin bei Diabetes. Miriam Udler berichtete, dass die Definition von Untergruppen von Typ-2-Diabetes neue Möglichkeiten für die Vorhersage individueller Krankheitsrisiken und die Anpassung von Prävention und Therapie an den Einzelnen eröffnet. Paul Franks betonte darüber hinaus, dass die Entwicklung der Präzisionsmedizin für Diabetes schrittweise erfolgt und immer der einzelne Patient im Mittelpunkt steht.

Ernährungsstrategien gegen Typ-2-Diabetes 
Die abschließende Sitzung befasste sich mit dem Einfluss des Ernährungsverhaltens auf die Entstehung von Typ-2-Diabetes und der Behandlung durch Lebensstilinterventionen. Pam Taub von der University of California (USA) brach eine Lanze für das Intervallfasten. Sie zeigte, dass sich die metabolische Gesundheit und das Wohlbefinden der Patienten verbessern, wenn sie in begrenzten Zeitfenstern essen. Das Gewicht sinkt, ohne dass die verzehrte Menge aktiv eingeschränkt werden muss. Roy Taylor von der Universität Newcastle (UK) stellte dem eine drastische Kalorienreduktion als wirksame Therapie gegenüber: Eine Gewichtsreduzierung um 15 kg sei eine wirksame Strategie, um einen beginnenden Typ-2-Diabetes rückgängig zu machen und eine normale Glukoseregulierung wiederherzustellen, sagte er. 

Wissenschaft und Innovation in der Diabetesversorgung 
Bereits im Vorfeld der Reihe wurde ein DRS-Satellitenseminar zum EIT-Health-Projekt "integtrated Personalised Diabetes Management goes Europe (iPDM-GO)" zum Thema personalisiertes Diabetesmanagement angeboten (5. Oktober).  Hier präsentierten Lutz Heinemann und Freimut Schliess (beide Profil Institut für Stoffwechselforschung GmbH) gemeinsam mit ihren Kollegen Karsten Vrangbæk (Universität Kopenhagen, DK), Claus L. Cramer-Petersen (Dawn Health, DK), Rui Wang-Sattler (DZD) und Dagmar Kownatka (Roche) das Konzept und die Ergebnisse des EIT Health-Projekts zum integrierten personalisierten Diabetesmanagement und dessen Umsetzung im Kontext der "value based health care".

Intuitive Plattform schafft virtuelle Heimat für die Diabetes Research School
Auf der interaktiven Veranstaltungsplattform konnten sich die jungen Talente aktiv an der DRS beteiligen und sich untereinander sowie mit den Referenten austauschen und vernetzen. Das digitale Gästebuch schuf eine niedrigschwellige Online-Vernetzungsmöglichkeit.

In jeder Session präsentierten vier internationale Nachwuchswissenschaftler ihre Projekte in "Lightning Talks" in der "Community Area". Auf einer interaktiven Pinnwand stellten die Vortragenden ihre Visionen für die Diabetesforschung von morgen vor und konnten diese mit den anderen Teilnehmern diskutieren. Nur einen Klick entfernt waren jeden Abend beim abschließenden Get-together in der Networking Area weitere Diskussionen und informelle Gespräche möglich.

Rückkehr zur Präsenzveranstaltung im nächsten Jahr
"Die DZD Diabetes Research School wurde in diesem Jahr wieder als virtuelle Vortragsreihe durchgeführt. Mit unserer neuen Veranstaltungsplattform konnten wir den Teilnehmern mehr bieten als nur virtuelle Vorträge. Das digitale Gästebuch hat die Sichtbarkeit der Nachwuchswissenschaftler in der Forschungsgemeinschaft erhöht", erklärt Dr. Brigitte Fröhlich, Leiterin des Nachwuchsförderprogramms DZD NEXT. "Das Online-Format hat einige Vorteile, wir können nicht nur leichter hochkarätige internationale Referenten gewinnen, sondern auch ein größeres Publikum. Aber nach zwei Jahren virtueller Veranstaltungen sehnen wir uns wieder nach dem persönlichen Kontakt - die besondere Würze einer Diabetes Research School."

Die virtuelle DRS wurde von den Teilnehmern aus 22 verschiedenen Ländern gut angenommen, wie das positive Feedback und die rege Diskussion der Vorträge und Lightning Talks zeigen. Auch wenn bestimmte Formate des DZD-Fortbildungsprogramms auch in Zukunft als Online-Veranstaltung angedacht sind, ist fest eingeplant, dass die DRS im nächsten Jahr als Präsenzveranstaltung im September vor der EASD-Tagung in Stockholm stattfinden wird.


Die Teilnehmenden der DRS21 hatten auch online vielfältige Möglichkeiten zum Austausch. ©DZD