Adipositas und Diabetes gehören zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Weltweit leiden mehr als eine Milliarde Menschen daran. Mit seinem Team arbeitet Timo Müller an der Entwicklung neuer Pharmakotherapien zur Behandlung dieser Krankheiten. Ein erfolgreicher Ansatz sind Poly-Agonisten, die gleichzeitig die Wirkung verschiedener Hormone in einem einzigen Molekül vereinen. In der initialen Publikation (Finan et al., Science Translational Medicine 2013) wurde das innovative Konzept beschrieben, in dem die beiden Darmhormone Glukagon-ähnliches Peptid-1 (GLP-1) und glukoseabhängiges insulinotropes Polypeptid (GIP) zu einem hochwirksamen GLP-1/GIP Ko-Agonisten kombiniert wurden. In klinischen Studien haben sich diese Poly-Agonisten als äußerst vielversprechend zur verbesserten Behandlung von Adipositas und Typ-2-Diabetes erwiesen. Das Konzept haben verschiedene pharmazeutische Firmen aufgegriffen. In den USA wurde in diesem Jahr bereits ein erstes Medikament auf Basis des GLP-1/GIP Ko-Agonismus zur Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen.
Bislang waren jedoch die genauen Wirkmechanismen und Zielorgane dieser neuen Pharmakotherapie unbekannt. Timo Müller und sein Team konnten erstmals zeigen, dass die Wirkung dieser neuen Medikamente auf deren Fähigkeit beruht, über den GIP-Rezeptor im Gehirn die Nahrungsaufnahme zu senken (Zhang et al., Cell Metabolism 2021). Diese Studie ermöglicht es nun, die genauen neuroendokrinen Signalmechanismen im Gehirn zu erforschen, die der Wirksamkeit dieser neuen GLP-1/GIP Ko-Agonisten zugrunde liegen.
Für seine herausragenden Arbeiten wurde Timo Müller mit dem Galenus-von-Pergamon-Preis 2022 für Grundlagenforschung ausgezeichnet. Der Springer Medizin Verlag verleiht die Ehrung.
Galenus-von-Pergamon-Preis
Um die pharmakologische Forschung im Dienste der Entwicklung neuer und innovativer Arzneimittel zu fördern, vergibt die Springer Medizin Verlag GmbH seit 1985 den Galenus-von-Pergamon-Preis in Deutschland. Ein unabhängiges Preiskollegium entscheidet, welches herausragende Arzneimittel den Preis in Form einer Medaille erhält. Gewürdigt wird dabei eine Forschungsleistung in der klinischen und/oder experimentellen Pharmakologie, die für den Fortschritt auf dem Gebiet der Arzneimittel- und Diagnostika-Forschung wegbereitend ist und die außerhalb der pharmazeutischen Industrie an Universitäten oder Forschungsinstitutionen erbracht wurde.