Covid-19 erhöht Risiko für Typ-2-Diabetes

Incidence of newly diagnosed diabetes after Covid-19. Diabetologia 2022

© Pixabay/Pete Linforth

Menschen, die an Covid-19 erkrankt waren, haben ein erhöhtes Risiko einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von DDZ, DZD und IQVIA, die jetzt in ‚Diabetologia‘ erschienen ist.

Studien zeigen, dass auch die menschliche Bauchspeicheldrüse ein Ziel des SARS-CoV-2 (Severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2) -Virus sein kann. Nach einer Infektion wurden in den Betazellen weniger Insulin-Granula sowie eine verminderte glukosestimulierte Insulin-Ausschüttung beobachtet. Zudem entwickelten einige Patienten nach einer Covid-19-Erkrankung eine Insulinresistenz und wiesen erhöhte Blutglukosewerte auf – ohne, dass sie vorher einen Diabetes hatten. Eine SARS-CoV-2-Infektion kann zu einer starken Ausschüttung von entzündungsfördernden Signalstoffen (Zytokinen) führen. Die Aktivierung des Immunsystems kann auch noch Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion anhalten und die Insulinwirksamkeit (Muskel, Fettzellen, Leber) beeinträchtigen.

Bislang ist jedoch unklar, ob diese Stoffwechselveränderungen vorübergehend sind oder ob eine Covid-19-Erkrankung das Risiko für einen anhaltenden Diabetes erhöht. Um diese Frage zu untersuchen, führten Forschende des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ), Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) und IQVIA (Frankfurt) eine retrospektive Kohortenstudie durch.

Die Kohortenstudie umfasste ein repräsentatives Panel von 1.171 Arztpraxen in ganz Deutschland (März 2020 bis Januar 2021: 8,8 Millionen Patienten). Die Nachbeobachtung ging bis Juli 2021. „Ziel unserer Studie war es, das Auftreten von Diabetes nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu erforschen,“ sagt Erstautor Wolfgang Rathmann, Leiter der Forschungsgruppe Epidemiologie am DDZ. Als Kontrollgruppe wählten die Forschenden Menschen mit akuten Infektionen der oberen Atemwege (AURI), die ebenfalls häufig durch Viren verursacht werden. Die beiden Kohorten wurden hinsichtlich Geschlecht, Alter, Krankenversicherung, Monat der COVID-19- oder AURI-Diagnose und Komorbiditäten (Adipositas, Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel, Herzinfarkt, Schlaganfall) gematcht. Patienten mit einer Steroidtherapie wurden zuvor ausgeschlossen.

Im Untersuchungszeitraum erkrankten 35 865 Menschen an Covid-19. „Unsere Auswertungen zeigten, dass Patienten mit Covid-19 im Vergleich zu Menschen mit AURI häufiger einen Typ-2-Diabetes entwickelten. Der Diabetes-Inzidenz betrug bei einer Covid-19-Infektion 15,8 im Vergleich zu 12,3 pro 1000 Personen pro Jahr bei AURI. Die statistische Auswertung ergab ein Inzidenzratenverhältnis (IRR) von 1,28. Einfach ausgedrückt bedeutet dies, dass das relative Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, in der COVID-Gruppe um 28 % höher war als in der AURI-Gruppe“, fasst Rathmann die Ergebnisse zusammen.

Obwohl Typ-2-Diabetes für die überwiegende Mehrheit der Menschen mit leichter COVID-19-Erkrankung wahrscheinlich kein Problem darstellt, empfehlen die Autoren, dass jeder, der sich von COVID-19 erholt hat, auf die Warnzeichen und Symptome wie Müdigkeit, häufiges Wasserlassen und vermehrten Durst achten und sich sofort behandeln lassen sollte.
 

Original-Publikation:
Rathmann, W., Kuss, O. & Kostev, K.: Incidence of newly diagnosed diabetes after Covid-19. Diabetologia (2022). doi.org/10.1007/s00125-022-05670-0