Hohes Gewicht wirkt sich negativ auf den sozioökonomischen Status aus

The Effect of BMI and Type 2 Diabetes on Socioeconomic Status: A Two-Sample Multivariable Mendelian Randomization Study. Diabetes Care 2021

Quelle: DZD

Menschen mit einem hohen Body-Mass-Index (BMI) haben oft ein niedriges Einkommen und wohnen in Regionen mit einer höheren räumlichen Deprivation*. Forschende des Helmholtz Zentrums München und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) konnten in einer Studie zeigen, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen einem hohem BMI und einem niedrigen sozioökonomischen Status gibt. Die Studie ist in Diabetes Care erschienen und wurde in Kooperation mit Forschenden der LMU (Munich School of Management and Munich Center of Health Sciences) und der TUM (Public Health und Prävention) durchgeführt. 

Bereits frühere Untersuchungen deuteten darauf hin, dass Menschen mit starkem Übergewicht und Typ-2-Diabetes (T2D) auch schlechtere Chancen u.a. auf dem Arbeitsmarkt haben und über ein niedrigeres Einkommen verfügen. Wie sich ein hoher BMI und Typ-2-Diabetes kausal auf den sozioökonomischen Status auswirken, haben Forscherinnen und Forscher in der vorliegenden Studie nun durch ein spezielles Untersuchungsdesign (Mendelian Randomization) untersucht. Dabei wurde der genetische und somit von Umwelteinflüssen unabhängige Einfluss von BMI und Diabetes berücksichtigt. 

Es zeigte sich, dass Menschen mit einem erhöhten BMI häufiger über ein niedriges Einkommen verfügen und in Gebieten mit einer höheren Deprivation wohnen. Gründe hierfür können in einer geringeren Arbeitsfähigkeit, höheren Fehlzeiten, einer höheren Wahrscheinlichkeit für Muskel-Skelett-Erkrankungen oder einer höheren sozialen Diskriminierung liegen. Diese Faktoren können wiederum zu schlechteren Berufsaussichten, abnehmender Arbeitsmarktbeteiligung und geringerem Einkommen führen, schlussfolgern die Autoren. Ein geringeres Einkommen könnte wiederum dazu führen, dass Betroffene in benachteiligte Gebiete mit günstigeren Wohn- und Lebensmittelangeboten ziehen.  

Die Untersuchungen zeigten jedoch keinen negativen Einfluss von Typ-2-Diabetes auf den sozioökonomischen Status. Die Autoren regen weitere Untersuchungen an, um mithilfe neuer genomweiter Assoziationsstudien die Auswirkungen von Typ-2-Diabetes auf den sozioökonomischen Status genauer zu untersuchen. Zudem sollten die Mechanismen weiter untersucht werden, die zu einer Benachteiligung von Menschen mit erhöhtem BMI führen.  


Original-Publikation
Sara Pedron et al: The Effect of BMI and Type 2 Diabetes on Socioeconomic Status: A Two-Sample Multivariable Mendelian Randomization Study. Diabetes Care 2021 Mar; 44(3): 850-852. DOI: https://doi.org/10.2337/dc20-1721 

* räumliche Deprivation
Räumliche Deprivation ist ein Maß für soziale Ungleichheit und beschreibt materielle Unterschiede zwischen Regionen oder Gebieten anhand von Größen wie der Arbeitslosenquote, des Besitzes eines Hauses oder Autos und der Wohnfläche pro Haushaltsmitglied.