Glukagon vermittelt als Hungerhormon einen Abbau der Energiereserven des Körpers. Erstmals fanden die Forscher heraus, dass für diese Wirkung das unmittelbare Zusammenspiel mit dem Botenstoff FGF21 erforderlich ist. In einem Mausmodell untersuchte das Team um Professor Tschöp, Direktor des IDO, die Langzeitwirkung von Glukagon. Es zeigten sich eine verminderte Nahrungsaufnahme, erhöhte Fettverbrennung und sinkende Cholesterinspiegel. Gleichzeitig wurde dabei das Hormons FGF21 deutlich vermehrt ausgeschüttet, dieser Effekt ließ sich auch beim Menschen nachweisen. Fehlte den Tieren FGF21 durch einen genetischen Defekt, verlor Glukagon seine positiven Stoffwechseleigenschaften. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass FGF21 für die von Glukagon vermittelten Wirkungen auf die Fettverbrennung und den Cholesterinspiegel essentiell ist", so Dr. Kirk Habegger vom Metabolic Disease Institute und Erstautor der Studie.
Dr. Kerstin Stemmer, Ko-Autorin der Publikation und Leiterin der Arbeitsgruppe für Krebs- und Stoffwechselforschung am Helmholtz Zentrum München, weist auf zusätzlichen Nutzen der Erkenntnisse hin, da der FGF21 Signalweg auch ein möglicher Ansatzpunkt neuer Therapiekonzepte bei Glukagon-produzierenden Tumoren ist.
Bereits frühere Ergebnisse der Arbeitsgruppen hatten gezeigt, dass Fusionshormone aus Glukagon und Glukagon-ähnlichen Peptiden (z.B. GLP-1) ein bedeutendes Potenzial zur Behandlung von Fettleibigkeit und Diabetes haben. "Bislang war unbekannt, durch welchen Signalweg Glukagon helfen kann, Fettpolster so eindrücklich zum Schmelzen zu bringen", sagt Professor Tschöp, "nun wissen wir, dass mit FGF21 ein alter Bekannter ganz entscheidend beteiligt ist." In weiteren Studien sollen nun die Details des hormonellen Zusammenwirkens erforscht werden, um eine konkrete Anwendbarkeit zur Behandlung von Stoffwechselerkrankungen zu prüfen.
Original-Publikation:
Habegger, KM et al (2013). Fibroblast Growth Factor 21 Mediates Specific Glucagon Actions, Diabetes, doi: 10.2337/db12-1116