Düsseldorf / Berlin, 18.05.2023

Diabetes-Subtypen: DDZ stellt innovatives Clustering-Tool für Behandler vor

Das Konzept, den Diabetes mellitus in Subtypen zu unterteilen, kann die Grundlage für ein maßgeschneidertes Management der Betroffenen im Sinne der „Präzisions-Diabetologie“ bilden. Das Ziel ist, zukünftig das Risiko für die Entwicklung Diabetes-bedingter Folgeerkrankungen und Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) hat nun auf dieser Basis ein Clustering-Tool entwickelt. Erstmals vorgestellt wird das Tool von Vortragenden des DDZ auf dem Deutschen Diabetes-Kongress in Berlin.

Die Subtypisierung des Diabetes basiert auf einer Clusteranalyse1 sowie deren Überprüfung und Erweiterung im Rahmen der multizentrischen Deutschen Diabetes-Studie2. Aus den Untersuchungen haben sich Parameter ergeben, anhand derer einzelne Subtypen des Diabetes identifizierbar werden: Dabei spielt der Nachweis von GAD-Autoantikörpern, das Alter bei der Diagnosestellung, der Body-Mass-Index (BMI), der HbA1c-Wert sowie Werte für Nüchtern-Plasma-Glucose (Blutzucker) und Nüchtern-Plasma-C-Peptid und auch das Geschlecht eine Rolle.

Fünf Subtypen
Der schwere Autoimmundiabetes (SAID) entspricht im Wesentlichen dem Typ-1-Diabetes und zeichnet sich durch reduzierte Betazellfunktion, das Vorliegen Diabetes-assoziierter Antikörper und einen niedrigen BMI aus. Der schwere insulindefiziente Diabetes (SIDD) ist in seinen Merkmalen dem SAID ähnlich, weist allerdings keine Diabetes-assoziierten Antikörper auf. Subtyp 3, der schwere insulinresistente Diabetes (SIRD) ist durch eine ausgeprägte Insulinresistenz und einen hohen BMI gekennzeichnet. Bei Subtyp 4, dem milden Adipositas-bedingten Diabetes (MOD) besteht in der Regel Übergewicht begleitet von einer geringeren Insulinresistenz, während bei Subtyp 5, dem milden altersbedingten Diabetes (MARD) ein späterer Krankheitsausbruch bei leicht erhöhtem BMI und HbA1c-Wert zu erwarten ist.

Die neuen Subtypen zeigen bereits in den frühen Phasen der Erkrankung Hinweise auf unterschiedliche Risikoprofile. „Das Wissen um den jeweiligen Subtyp des Diabetes kann das gezielte Screening für bestimmte Folge- und Begleiterkrankungen des Diabetes stimulieren“, erklärt Professor Michael Roden, Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) sowie Direktor des Deutschen Diabetes-Zentrums. „Allerdings ist die Zuordnung zu einem Subtyp heute noch keine etablierte Diagnoseform und kann auch nicht zu einer speziellen Behandlungsempfehlung führen. Dazu fehlen noch viele Daten und Studien“, betont Roden.

Forschungstool als Hilfestellung für Behandler
Das neu entwickelte DDZ Diabetes-Cluster-Tool ermöglicht es, Menschen mit Diabetes einem der fünf Diabetes-Subtypen zuzuordnen. Der Grad der Ähnlichkeit der Person mit jedem der fünf Subtypen lässt sich grafisch darstellen, ist aber ausdrücklich keine Diagnose, sondern dient der Information für Interessierte und ersetzt weder den ärztlichen Rat noch eine Diagnosestellung und Behandlung. „Die Entwicklung dieses DDZ Cluster-Tools ist ein erster Schritt in der geplanten Reihe von Angeboten, die wir zur praktischen Unterstützung präzisionsmedizinischer Ansätze in der Diabetologie in der nächsten Zeit anbieten möchten“, erläutert Professor Robert Wagner, leitender Oberarzt an der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am UKD sowie Leiter des klinischen Studienzentrums am DDZ.

Das Tool wurde von Robert Wagner, Tim Mori, Katsiaryna Prystupa, Klaus Straßburger, Marc Bonn und Olaf Spörkel zunächst in deutscher Sprache entwickelt und soll zukünftig auch in englischer Sprache weltweit verfügbar sein.

Hier geht es zum Clustering-Tool: https://diabetescalculator.ddz.de

 

Quellen:
1 Ahlqvist E, Storm P, Käräjämäki A, Martinell M, Dorkhan M, Carlsson A, … & Groop L. (2018). Novel subgroups of adult-onset diabetes and their association with outcomes: a data-driven cluster analysis of six variables. The Lancet Diabetes & Endocrinology 6(5):361-369.

Zaharia OP, Strassburger K, Strom A, Bönhof G, Karusheva Y, Antoniou S, … & Roden M. (2019). Risk of diabetes-associated diseases in subgroups of patients with recent-onset diabetes: a 5-year follow-up study. The Lancet Diabetes & Endocrinology 7(9), 684-694.



Das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) versteht sich als deutsches Referenzzentrum zum Krankheitsbild Diabetes. Ziel ist es, einen Beitrag zur Verbesserung von Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Gleichzeitig soll die epidemiologische Datenlage in Deutschland verbessert werden. Federführend leitet das DDZ die multizentrisch aufgebaute Deutsche Diabetes-Studie. Es ist Ansprechpartner für alle Akteure im Gesundheitswesen, bereitet wissenschaftliche Informationen zum Diabetes mellitus auf und stellt sie der Öffentlichkeit zur Verfügung. Das DDZ gehört der „Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz“ (WGL) an und ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD e. V.). www.ddz.de

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. ist eines der sieben Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind Helmholtz Munich – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen von Helmholtz Munich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden von Helmholtz Munich am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. www.dzd-ev.de  

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